Trauer und Verlust

Inwiefern trauern wir um einen Besitz, um den Verlust eines Besitzes? Was haben wir besessen, das wir verloren haben? War ein Mensch unser Besitz? In wie weit hat uns der Mensch – oder was auch immer – gehört? Worum trauern wir wirklich? Und ganz wichtig: Was ist uns wirklich verloren gegangen? Was ist uns tatsächlich genommen worden? In wie weit hat unser eigenes Ego Schaden genommen, und wir sind wegen uns traurig, nicht wegen des geliebten Menschen, Tieres, Gegenstandes oder Geldes.
Die Wahrheit im Todesfalle ist Glück im Unglück: Nichts kann verloren gehen, es verändert sich nur und wird sich weiter verändern.
Das klingt für manche fremd. Es ist jedoch die naturgesetzliche Wahrheit, ob nur „körperlose“ Energie oder „echte“ Substanz. Denken wir zum Beispiel einfach an den Energie-Erhaltungssatz von Mayer, schon ist klar, dass Energie nicht vernichtet werden kann. Was wird aus uns?

Systematisch sinnieren über die Wahrheit

Es regnet aus den Wolken. Das Wolken-Wasser sickert in die Erde oder tropft in einen See, einen Bach, Fluss oder Ozean. Es wird in den Meerestieren, in den Fischen und Wasser-Pflanzen zu Leben, zum Teil eines Lebewesens. Auch wir selbst sind zu einem großen, überwiegenden Teil Wolken-Wasser, wenn zumeist auch auf einem Umweg: Wegen des durchlässigen Erdbodens wird das Wolken-Wasser zum Teil Grundwasser, zum Teil Pflanze oder Tier. Wir entnehmen das Wasser der Wolken aus dem Grundwasser, einem See oder einem Fluss oder Bach und trinken es – also sind wir auch „Wolke“, zu rund zwei Dritteln besteht unser Körper aus Wasser. Und wir geben wieder Wasser ab. Wasser verdunstet durch Wärme – aus dem Inneren der Erde, durch Sonnenstrahlung, unsere Körperwärme, Atemluft – und wird wieder Wolke. Ein Kreislauf, ein Kommen und ein Gehen.

Die Wahrheit: Veränderung – nicht Verlust

Auch unser Leichnam wird einst das Wasser abgeben. Unsere Bakterien, von denen wir bereits im Darm mehr haben als eigene Körperzellen, leben weiter. Auch all‘ dieses Leben verändert sich, bleibt jedoch erhalten, verändert sich weiter, das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit: Nichts geht verloren.
Lächeln wir den Wolken zu, wenn wir etwas trinken. Und lächeln wir der oder dem und den Verlorenen zu. Sie waren nie unser Eigentum, nie unser Besitz, so wenig, wie unser Körper selbst unser Eigentum ist, alles ist auf Zeit geliehen – und alles ist noch vorhanden, es hat sich nur verändert. Und ständig wird Neues geboren, darum können wir uns kümmern.
„Wenn du bedenkst, dass alles im Leben unbeständig ist, wirst du im Glück nicht zu glücklich und in der Trauer nicht zu traurig sein.“
Autor/in: Unbekannt

Zitate zur Trauer

„Traurigsein ist wohl etwas Natürliches. Es ist wohl ein Atemholen zur Freude, ein Vorbereiten der Seele dazu.“
Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907), deutsche Malerin, gilt heute als Wegbereiterin des Expressionismus.

„Kurz trauern ist langes Leben.“
Christoph Lehmann (1579 – 1639), studierte Jura; war Schuldirektor und Stadtschreiber in Speyer, später im Dienst des Erzbischofs von Trier.

„Wir sind unglücklich, weil wir besitzen und nicht geben wollen, obwohl wir gar nichts auf Dauer behalten können – wir sind so töricht.“
Jörg Stimpfig (*1954)

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